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30. April 2020

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Andrej Tarkovsky und wieso die Herren immer im Wasser sind

Autor: Marco Spitzar

Die russischen weiten Landschaften und die nordischen Wälder mit den Birken erinnern mich immer an die Erzählungen von meinem Vater, der in Königsberg geboren wurde und die berüchtigte Vertreibung in der Nähe der Ostfront miterleben mußte. Es schaudert mich bei den Schneeflecken und den morastigen Feldwegen, die ich vor mir sehe. Die Einsamkeit der Männer, die in diesen riesigen Wäldern herum irrten, prägten mich genauso, wie die Erfahrungen, die ich mit den Heilern in Westafrika machen durfte. Jedes noch so harmlos erscheinende Standbild aus den Filmen von Tarkovsky berührt mich dahingehend zu sehen, wie viel Kraft und Erzählkunst in einzelnen Bildern stecken kann. Seither weiß ich nur zu gut, dass die Erhabenheit und Größe eines Bildes hauptsächlich aus der großen, zusammenhängenden Geschichte herrührt.

Ich bin von dieser Qualität noch weit entfernt, die Tarkovsky geleistet hat, aber ich versuche unablässig meine persönliche, existenzialistische Konsistenz immer tiefer zu dechiffrieren. Es sind vor allem auch die Zustände und Stimmungen, die ich in mir erspüren muss, um einzigartige Bilder zu schaffen. Entscheidend ist der Mut zum eigenen Weg und auch wenn einige Motive noch naiv anmuten, so sind sie für mich schon jetzt unaustauschbar. Meine Welt formt sich über den Prozess des Verklärens und Verklebens und ich sehe den Mann als archetypischen Schadensverursacher, der sich immer wieder von seinen Taten reinigen muss, obwohl ihm genau das nie wirklich letztgültig gelingen wird. Das macht ihn einsam und isoliert ihn und treibt ihn zu zwanghaften Waschritualen.

Relevante Werkserien:
Herren im Bad
Herren in Glas

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